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Die weltweit dümmsten Sicherheitsmaßnahmen
Am John-F.-Kennedy-Flughafen ist eine stillende Mutter zum unmittelbaren und
kompletten Verzehr von nicht weniger als drei Flaschen ihrer eigenen Muttermilch
genötigt worden. Im Dienste der Homeland Security, versteht sich. Diese und vier
weitere "Sicherheitsmaßnahmen" sind nun mit den Stupid Security Awards ausgezeichnet
worden. Eine internationale Jury unter der Obhut von Privacy International hat
unter rund 5.000 Einsendungen die Preisträger ausgewählt.
Den Most Egregiously Stupid Award konnte die australische Bundesregierung einsacken
und schlug damit den Moskauer Bürgermeister Juri Luschkov, der eine von Stalin
eingeführte Meldepflicht als "Anti-Terrormaßnahme" wiederbelebt hat. Down Under
dagegen wurde eine Hotline eingerichtet, der "alles Verdächtige" zu melden ist.
Damit niemand die tapfere Aktion vergisst, wurde jeder Aussie mit einem
entsprechenden Kühlschrankmagneten bedacht. Leider hat bislang niemand erklärt,
was als verdächtig einzustufen und folglich zu melden wäre.
Den Most Inexplicably Stupid Award hätte fast der Londoner Heathrow-Airport
gewonnen, der die Verpackung von grünem Tee konfiszierte, weil darauf das Wort
"Gunpowder" zu lesen stand. Die rigidere Vorgehensweise des Flughafens in
Philadelphia sicherte aber diesem den Preis: Als bei einem saudischen Studenten
Parfum gefunden und etwas davon versprüht worden war, wurden FBI, Polizei und
Feuerwehr alarmiert, das Sicherheitspersonal ins Spital verbracht (wo die
Notaufnahme für drei Stunden unter Quarantäne gestellt wurde) sowie zwei Geschäfte
gesperrt. Nachdem im Labor das Parfum als solches identifiziert worden war, wurde
der Araber wieder freigelassen.
In Kalifornien wurde herausgefunden, dass Terroristen Toiletten benützen -- nun
sind sicherheitshalber alle WCs der Bay-Area-Rapid-Transport-Stationen gesperrt.
Der Most Annoyingly Stupid Award ging dennoch knapp an T-Mobile UK. Aus
Sicherheitsgründen darf selbst eine registrierte Prepaid-Karte nur einmal mittels
Kreditkarte aufgeladen werden. Danach müssen zwei Kreditkartenrechnungen zusammen
mit allen Handy-Vertragsdetails per Post eingeschickt werden. Womöglich würden sonst
argwillige Terroristen statt Sprengstoff fremde Handy-Telefonate finanzieren.
Ein sicherer Hafen für den Most Stupidly Counter Productive Award ist indes San
Francisco. Das General Hospital der Stadt machte vor dem Flughafen, der zwar volle
Einweg-, nicht aber leere, wiederbefüllbare Feuerzeuge an Board gehen lässt, das
Rennen. Das Krankenhaus hat am Haupteingang bewaffnete Wächter postiert, die
monatelang Kranken und Verletzten ohne Lichtbildausweis den Zutritt verwehrten. Die
Ausweiskontrolle wurde wieder abgeschafft, die Seiteneingänge des Spitals sind aber
nach wie vor vollkommen unbewacht.
Nachdem der Most Flagrantly Intrusive Award für die Eingangs erwähnten Vorkehrungen
gegen Muttermilch vergeben wurde, blieb für The New Yorker Hotel in der
gleichnamigen Stadt nur mehr eine "unehrenhafte Erwähnung". Der Betrieb nervte
seine Gäste mit einer Serie sinnloser "Sicherheitsmaßnahmen" und verweigerte sogar
das Ausleihen einer Schere. Im Gegensatz zu Max Frischs Burleske sind die
beschriebenen Ereignisse in den ausgezeichneten Einrichtungen aber tatsächlich
vorgefallen. Was die durch ihre eigene Brustmilch gestärkte Frau wohl beim JFK
Electronic Customer Satisfaction Survey angegeben hat?
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